Der QRP-Transceiver DSW-20 im WAG-Contest 2000
Dr. Ernst-J. Haberland, DK7AN
Mit QRO und einem Beam zu funken ist keine Kunst. So argumentiert der QRPer und er hat auf seine Weise Recht. Reinhard, DK5RK, gehört zu dieser Spezies und ein wenig habe ich mich davon anstecken lassen. Weniger, was das Zusammenlöten der neuesten Bausätze betrifft, sondern mehr, was das Testen unter besonderen Bedingungen ausmacht.
So konnte ich 1999 Reinhards QRP-7 MHz-Transceiver T40C auf meinem Urlaubstrip rund um Island ausprobieren. Die 2,5 Watt in Telegrafie ließen mich Lust und Frust des Funkens am Polarkreis erleben. Der Sende-Empfänger nach DK4SX erwies sich als ganz schön robust für diesen Einsatz. Mit der Frequenzstabilität gab es an sich keine Probleme.
Aber nichts ist so gut, als dass es nicht noch besser gemacht werden könnte. Das verspricht die DSW-QRP-Transceiver-Serie, entwickelt von Dave, NN1G. Im FUNKAMATEUR, Heft 10/2000, las ich den Testbericht von DL2FI über den DSW-40, einem DDS-QRP-Transceiver für das 7 MHz-cw-Band. „Die Frequenzstabilisierung mit dem DDS-Prinzip funktioniert gut“, kommentierte Reinhard den Bericht, „sie geht auch auf 14 MHz ausgezeichnet“! Wieso? Reinhard hatte sich gegen Dollar den Bausatz für den DSW-20, der 14 MHz-Variante der Entwicklung von Daves Firma Small Wonder Labs, schicken lassen. Erfahrungen beim Aufbau und Messwerte (Frequenzstabilität, Betriebsspannungs-Output-Diagramm, Durchlaßkurve, Nebenaussendungen etc.) fasste Reinhard in einem Artikel für das Infoblatt „QRP-Report“, der vermutlich im Heft1/2001 abgedruckt wird, zusammen. Erfahrungen mit dem Betrieb unter Fieldday-Bedingungen fehlen dabei. Reinhard lieh mir deshalb das Gerät für den Test im Worked-All-Germany-Contest 2000.
Foto: Ernst, DK7AN |
Auf einem Feldweg, mit dem Halbwellendipol zwischen zwei Bäumen |
Der Wettbewerb fiel gerade in meinen Herbsturlaub, deshalb plante ich
ein paar Aktivitätsstunden für den Vormittag am Contestsonntag. Die märkische
Seenlandschaft bei Beeskow war gut für den Urlaub und auch gut für das
Aktivieren von DK7AN/p mit 3 Watt in cw auf 14 MHz. Am Sonntag um 10.30
MESZ hing der Halbwellendipol wie geplant in fünf Metern Höhe zwischen
zwei Bäumen an einem Feldweg. Den Transceiver platzierte ich schräg auf
der Mittelkonsole des PKW zwischen dem Schalthebel und der Armstütze. Die
Gebemechanik für die im Transceiver gleich mit vorhandene Elbugelektronik
(toll!) klebte ich auf das Gehäuse. Ein harter Deckel mit dem Contestlog
(würde sich wohl eine Seite füllen?) wurde vom Lenkrad abgestützt. Nach
dem Anschließen der Stromversorgung an die Autobatterie-Steckdose war das
CW-Band sofort voll von Contestsignalen. Die Empfindlichkeit des DSW-20
war nach diesem Eindruck völlig ausreichend. Zuerst testete ich, wie laut
die von mir angerufenen Stationen sein mussten, damit sie mich überhaupt
hören konnten. Es kamen eine Reihe von QSOs zustande, bei denen die
Gegenstation nach Gehör mindestens mittellaut (S 6?) einfallen musste.
Leisere Stationen riefen weiter CQ. Natürlich juckte es in den Fingern,
mit 3 Watt auch selbst einmal ein „CQ WAG“ in den Äther zu schicken. Es
lag wohl an den guten Ausbreitungsbedingungen, dass dabei einige Serien
von 10 QSOs und mehr in Folge zustande kamen. So recht traute ich meinen
Ohren nicht, als auch K3ZO und W3RJ mein Piepsen vom abgeernteten
Stoppelfeld einen Anruf von jenseits des großen Teiches für würdig
hielten. Die Sonne schien dabei freundlich vom Himmel, so dass bei
offener Fahrertür der „Kältetest“ für den DSW-20 ausfiel. Nach drei
Stunden standen 60 QSOs mit 24 Multiplikatoren im Log. Der Abbau konnte
beginnen.
Fotos: Ernst, DK7AN | |
Gefunkt wurde aus dem PKW heraus | Der Transceiver wurde schräg auf der Mittelkonsole des PKW platziert |
Ich bin des Lobes voll über das kleine Gerät und möchte trotzdem zwei verbesserungswürdige Eigenschaften erwähnen: (1) die Nahselektion könnte besser sein, denn auch das andere Seitenband einer benachbarten starken Station trug oft zum QRM bei, (2) das Fehlen der Regelung stört beim Drehen über das Band, weil der Empfänger von starken Stationen übersteuert wird und anstatt eines sauberen Telegrafietones ein unangenehmes Quäken abgibt. Man muss ständig die Hand am Lautstärkeregler haben. Wie gesagt, das betrifft den Contesteinsatz, bei dem die akustische Frequenzangabe (herrlich!) nicht nur die 60, sondern auch mal die 14 oder die 27 morst. Bei der Nutzung des internen Elbugs kann man schnell vergessen, dass man sich in einem QRP-Einsatz befindet, zumal, wenn das Stationsangebot so gut ist wie im WAG-Contest 2000.
Literatur:
- Zenker, P., DL2FI: DSW 40 – DDS-QRP-Transceiver von Small Wonder
Labs.
FUNKAMATEUR 49(10), S. 1068 – 1070 - Krause-Rehberg, R., DK5RK: PIC-kontrollierter DDS-cw-Transceiver für
20 m.
QRP-Report (im Druck)