Weihnachtsfeier am 17. Dezember 1997
Christmas Party on December 17th, 1997
Eine schöne Tradition sind die jährlichen Weihnachtsfeiern des DARC-Ortsverbandes W35 im Physikalischen Institut. Die Stationsräume im „Turm“ sind etwas zu klein, so daß Reinhard, DK5RK, die Erlaubnis zur Benutzung des Lesesaales der Bibliothek einholte. So hatten die 13 anwesenden OMs und die 3 Gäste genug Platz zum Essen und Trinken. Hubert, DK3AR, sorgte zusammen mit Ulrich, DH0HQP, wie auch in den anderen Jahren zuvor, für belegte Brötchen, Würstchen, Bier, Punsch, Saft, Wasser, Gewürzgurken, Senf, Knabbereien und was das Funkerherz sonst noch so als Zugabe beim Fachsimpeln begehrt. Denn die eigentlichen Leckerli des Abends waren die technischen Vorträge und Demonstrationen über moderne Betriebsarten unseres Hobbys und der Bericht über Aktivitäten unseres OVs.
Zwei Unternehmungen der Klubmitglieder wurden von Reinhard mit Wort und Bild beschrieben. Das waren die beiden Fielddayeinsätze am 7./8. Juni und am 6./7. September. Aus dem vergangenen Jahr lagen Erfahrungen über die Logistik eines solchen Einsatzes vor. Ulrich, DH0HQP, war der Spiritus Rector dieser Höhepunkte im Klubleben. In der Nähe seines QTHs Hornburg bei Eisleben gibt es eine geschlossene Deponie, die gerade rekultiviert worden war. Sogar den Bauwagen der Gärtner, die letzte Hand anlegten mit dem Pflanzen von Sträuchern und Bäumen, durften wir als Stationsraum benutzen. Das abgesperrte ebene Areal auf einem Hügel bot gute Möglichkeiten zum Errichten einer Antennenfarm (R7000, 2x40m Dipol, FB23-2Element-Beam). So konnte jeweils die gesamte Zeit nach Plan Funkbetrieb gemacht werden. Doch welche Stromversorgung sollten wir für den TS 440 und die AL 811 (500 W Ausgangsleistung) benutzen? Da half uns das neue Notstromaggregat. Der asynchrone Generator lieferte stabil ein Kilowatt, sofern man ihn jede Stunde mit 2 Liter Benzin tränkte. Bei Wind, Nieselregen und nächtlicher Dunkelheit ein Problem, was nicht ohne bespritzte Hosen zu lösen war. Mehrere hundert QSOs jeweils im Telegrafie- und Telefonieteil, erarbeitet im wahrsten Sinne des Wortes durch die Gemeinschaftsleistung des Operator-Teams und der freiwilligen Helfer für die Installation der Technik, waren der Lohn für die Mühe. Daß neben dem Bauwagen-Shack zum Mittag Würstchen und Steaks gegrillt und verzehrt wurden, sei nur noch am Rande erwähnt. Auch das Solounternehmen von Reinhard, ein „Erholungsurlaub mit Funkanteil“ auf der schwedischen Insel Öland, fand unser Interesse. Reinhard berichtete vom IOTA-Contest, der ihm ein bisher noch niemals begegnetes Pile-up bescherte.
Den nächsten Vortrag hielt Eberhard, DL5SA. Als unser Spezialist für Computerinnereien und -programme zeigte er uns, wie man mit der Software WIN95SSTV von N7CXI und mit geringem Hardwareaufwand Slow-Scan-TV-Bilder aufnehmen und senden kann. Es war schon eindrucksvoll, wie per Mausclick Bilder wie Icons auf dem Bildschirm verschoben, abgelegt, gespeichert, empfangen und gesendet werden konnten. Versteckten sich die SSTV-Stationen anfangs hinter dem QRM auf dem 80m-Band, so waren zum Schluß doch ein paar schöne Bilder zu empfangen.
Reinhard referierte in einem weiteren Beitrag über PACTOR als „Rauschfunk“ und die Möglichkeiten der digitalen Betriebsarten. Als Einstieg demonstrierte er die Abwicklung von RTTY-QSOs online auf der Projektionsleinwand. Überhaupt war der Einsatz des Computer-Bildprojektors ein echtes Highlight des Abends. Schon Eberhard verwendete diese Projektionsmöglichkeit für seine Erklärungen. Ein helles und kontrastreiches Großbild bei mäßiger Raumabdunklung ließ jeden Schritt deutlich werden. Die RTTY-QSOs rollten nach dem Vortrag eines nach dem anderen trotz der auf 20 Watt reduzierten Sendeleistung vor uns ab. Aber vorher erfuhren wir die Verteile der neuen Betriebsart PACTOR II, die sich wegen der Datensicherheit auch bei hohen Übertragungsgeschwindigkeiten – verglichen mit AMTOR, CLOVER und HF-Packet – breit durchzusetzen beginnt. Dabei ist eine Übertragung auch noch bei einem Signal-Rausch-Abstand von -18 dB möglich. Das Band ist tot und trotzdem findet ein reger Funkverkehr statt, das ist ein Gedanke, an den sich der traditionell denkende Funkamateur erst gewöhnen muß. Welche Möglichkeiten sich für eine Steuerung der Sendeleistung in Abhängigkeit sich verändernder Ausbreitungsbedingungen auf dem Übertragungskanal ergeben, versuchten sich die Zuhörer dann vorzustellen. Reinhard hatte Beispiele der einzelnen Betriebsarten auf seinem Kassettenrecorder, so daß der Funker jetzt die Signale am Rande der Telegrafiebereiche nach der Modulationsart unterscheiden kann. Es ist in der Tat so, daß nur einige der anwesenden Amateure sich mit der Anwendung der digitalen Betriebsarten beschäftigen. Was wir heute noch nicht wissen, ist, wie sich die Auslegung der neuen restriktiven Bestimmungen über die elektromagnetische Umweltverschmutzung auf die Entwicklung des Amateurfunks auswirkt. Werden wir alle zu „Rauschfunkern“? Auch da passen wir uns an und der Vortrag zeigte uns einen möglichen Weg dazu.
Ich denke, daß dieses Jahresabschlußtreffen wieder einmal gezeigt hat, daß der Amateurfunk mit seiner Zielstellung, sich neues technisches Wissen anzueignen und in der Praxis auszuprobieren, längst nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen ist. So werden wir uns sicher auch im nächsten Dezember bei Glühwein, Wasser, Bier und Saft zusammenfinden, um Neues aus der Technik zu erfahren und gemeinsam Erlebtes noch einmal Revue passieren zu lassen.
Ernst Haberland, DK7AN.